Auf Du-und-Du mit der Maschine – Selbstlernende Roboter als zukünftige Unterstützung für den arbeitenden Menschen

Wer wünscht sich dies nicht: Ein Kellner, der einen den Wunsch von den Augen abließt, ein Arbeitskollege, der auch die schwersten Geräte stemmt und stets eine helfende Hand bereit hält oder eine Hilfe im Haushalt und beim Einkauf, die niemals ermüdet und immer freundlich reagiert. Das ist ein schöner Traum, der in Kombination mit Robotik und künstlicher Intelligenz bald Realität werden kann. Informatiker arbeiten bereits heute erfolgreich daran, durch selbstständig lernende Algorithmen, neue Technologien und präzise Naturbeobachtung autonom handelnde Roboter zu erschaffen, mit denen Menschen mittels Gedanken in Interaktion treten. So gilt der Begriff „benutzerfreundlich“ bald nicht mehr nur für Smartphones, sondern auch für den Kollegen auf der Arbeit, den Rettungshund im Gebirge oder die pflegende Hilfskraft. Diese Entwicklung verspricht mehr Zeit und mehr Lebensqualität für den Menschen, um sich kreativ selbst zu verwirklichen und sich für eine humanere Welt einzusetzen. Kann die Robotik dieses Versprechen einlösen und der Mensch seine neu gewonnene Freiheit sinnvoll nutzen? Wo liegt der zukünftige Knotenpunkt von Mensch und Maschine und was können wir von Robotern lernen?

Als Informatikerin beschäftigt sich Nadine Kärcher mit bionischen Systemen und der Steuerung von Maschinen per Gedanken. Sie arbeitet an tierähnlichen Robotern, welche die Bewegungen und das Verhalten beispielsweise von Ameisen und Kängurus immer präziser nachahmen können, in dem sie lernen und Autonomie gewinnen und damit die Zukunft der Fabrikautomatisierung bestimmen können. Im Interview spricht sie über ihre Faszination für bionische Robotik und die zukünftige Mensch-Maschinen-Interaktion. Nadine Kärcher ist Jury-Mitglied beim 1. Foresight-Filmfestival.

Sören Hartig, science2public e.V., im Gespräch mit Nadine Kärcher, Entwicklerin im Bereich Bionic Learning Network bei der Festo AG & Co. KG.

Frauen sind im Bereich der Informatik trotz steigenden Absolventinnen-Zahlen immer noch in der Minderheit, sowohl im Studium und als auch in der Berufswelt. Sie haben diesen Weg eingeschlagen und sind nun erfolgreiche Entwicklerin in einem international agierendem Unternehmen. Was hat Sie für Ihren Berufsweg motiviert?
Kärcher: Mein Interesse galt schon immer der Technik. Bereits in der Schule lagen mir die Fächer Mathematik und Physik viel mehr als Sprachen. Auch die Begeisterung meines Bruders und meines Vaters für Technik färbte auf mich ab und so entschied ich mich Informatik zu studieren.

Meine Vision als angehende Informatikerin war es, eine gute Programmiererin zu werden. Die Fähigkeit eigene Programme entwickeln zu können begeisterte mich damals so sehr, dass ich diesen technischen Berufsweg einschlug. Dass ich später in einem so spannenden Umfeld wie das Bionic Learning Network arbeiten würde, hätte ich damals nicht gedacht. Als Frau im Arbeitsbereich Robotik und KI nehme ich eine große Akzeptanz meiner Fähigkeiten wahr.

Die von Ihnen mitentwickelten Roboter ahmen Tiere nach. Die Inspiration kommt somit aus der Natur. Was können wir als Menschen wiederum von Robotern lernen?
Kärcher: Roboter übertreffen den Menschen überall dort wo es um Schnelligkeit, eine hohe Wiederholungsrate oder um Ausdauer geht. Der Mensch kann leider nie so schnell werden wie die Technik, wenn wir z.B. an die Geschwindigkeit eines Rechners denken, welcher komplexe Aufgabenstellungen in wenigen Millisekunden berechnet. Oder die Fähigkeit Prozesse auch bei tausendfacher Wiederholung immer noch mit der gleichen Präzision zu erledigen wie beim ersten Mal. Aber zum Glück programmieren die Menschen immer noch die Roboter.

Sie arbeiten auch daran, per Gedanken Maschinen zu steuern. Wie sieht die Mensch-Maschinen-Interaktion in der Zukunft aus?
Kärcher: Die Interaktion von Mensch und Maschine ist ein zentrales Thema zukünftiger Technologien. Da Menschen immer öfter und enger mit Robotern zusammen arbeiten werden, wird das Interface dazwischen immer wichtiger werden. So sollte der Roboter frühzeitig seine Aufgaben selbständig identifizieren und bereits eine eigene Intelligenz besitzen, sodass der Mensch immer weniger Aufgaben zuteilen muss. Bedarf es aber der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sollte diese Schnittstelle so einfach und intuitiv wie möglich sein.

Welche zukünftige Ausrichtung der Robotik wünschen Sie sich als Entwicklerin?
Kärcher: Ich würde mir wünschen, dass die Entwicklungen in der Service-Robotik schneller voran schreiten, damit die Hilfe von älteren Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen bereits besser funktionieren würde. Hier sehe ich ein großes Potenzial und auch eine große Notwendigkeit.

Sie sind Jury-Mitglied des Foresight-Filmfestivals. Was erwarten Sie vom Festival?
Kärcher: Viele spannende Beiträge, innovative Ideen und hoffentlich viele Überraschungen.
Besonders freue ich mich auf viele interessante Kurzfilme und hoffe, dass diese auch für Festo eine tolle Inspiration sein werden.
Für die Bewerber des Festivals würde ich mir wünschen, wenn sich aus ihren Ideen neue Chancen ergeben würden und sie Ihre Ideen weiter vorantreiben können.

Nadine Kärcher, Festo AG

Nadine Kärcher, Festo AG